Weihnachten 2018
„Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.“ (Matthäus 2, 10)
Dieser Vers ist der diesjährige Monatsspruch für Dezember. Also: Seit dem Beginn der Adventszeit leitet uns ein Vers aus der Geschichte, die gefühlt erst nach Weihnachten spielt, denn diese Geschichte ist das Evangelium des Epiphanias-Festes am 6. Januar. Dabei ist ein Krippenspiel ohne die Könige, die dem Stern folgen, kaum zu denken und für Kinder – kleine und große - eine große Enttäuschung. Es waren gar keine Könige? Ja, ich weiß, aber auch das ist eigentlich eine Enttäuschung ... ein bisschen Glanz muss doch sein, heute mehr denn je!
„Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.“ – Dieser Stern, der hier gemeint ist, der Stern von Bethlehem hat eine unglaubliche Wirkung ausgelöst, eine Advents- und Weihnachtszeit ohne Sterne in allen möglichen Erscheinungsformen ist überhaupt nicht denkbar, da haben selbst die Engel keine Chance, obwohl die ja auch hoch im Kurs stehen. Ohne diese Geschichte vom Stern über den jene Weisen hocherfreut waren, wären all die Sterne wohl nicht in dieser Zeit, wie auch die Engel nicht wären, wenn sie nicht eine so wesentliche Rolle in den Geschichten spielen würden.
Der Stern bringt nicht nur Kinderaugen zum Leuchten, auch die Augen jener, die sich trauen, Ihrem kindlichen Gemüt Raum zu geben. Was fasziniert uns Menschen so an diesem Stern? Warum ist das Symbol so wichtig in dieser Zeit, die immer noch sehr viele Menschen in große Freude versetzt. Meine Tochter betont jeden Tag wie sie sich freut und ich kann mich nicht dagegen wehren, es steckt mich unglaublich an. Ich kann nicht anders als mich mit ihr zu freuen.
Die Kinder machen es mir leicht hocherfreut zu werden, da habe ich Glück. Ich habe mich schon gefragt, was ich mache, wenn alle meine Kinder groß sind und ihre Freude nicht mehr so offen mit mir teilen. Ich weiß jetzt schon, ich werde es vermissen. Aber ich werde weiter jeden Samstag vor dem ersten Advent meine kleinen und großen Herrnhuter Sterne aufhängen und sie zum leuchten bringen. Und wenn sie hängen und leuchten – dann kann gewesen sein was will – es wird Advent in mir. Auch dagegen kann ich mich nicht wehren.
„Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.“ – die Sterne - und die Engel auch – sind symbolische Brücken in eine Dimension dieser Geschichten, die für uns Menschen geheimnisvoll ist und bleibt – und sie sind auch eine Brücke in Dimensionen unseres Menschseins, die uns ebenso geheimnisvoll sind und bleiben. Theologisch nennen wir das heilig. Und warum es diese Freude auslöst, können wir vielleicht versuchen zu erklären, aber diese theologischen Erklärungssversuche bleiben immer etwas hilflos.
Heiliges sollte man einfach mal so stehen lassen – oder leuchten lassen oder singen lassen. „Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.“ Wenn man Sterne sehen will, muss man aufstehen, sich erheben, den Rücken gerade machen und den Kopf zum Himmel richten. „Steht auf und erhebt Eure Häupter, weil sich Eure Erlösung naht!“ (Lukas 21, 28)