DSM Douala
Seelsorge für Schiffscrews
Mit Karaoke und menschlicher Zuwendung gegen die Nöte an Bord
Silvie Boyd im Gespräch mit Anne Françoise Weber
Piraten, Todesfälle und verlassene Crews, die monatelang auf dem Schiff ausharren – in Kameruns Hafenstadt Douala kümmert sich die Seelsorgerin Silvie Boyd um ihre Sorgen und Nöte. Sie organisert Essen, Medizin und manchmal sogar Karaoke-Shows.
Anne Françoise Weber: In der vergangenen Woche hatte ich die Gelegenheit, eine Seelsorgerin zu treffen, die mit Menschen zu tun hat, die wochenlang in ziemlicher Einsamkeit festsitzen – und zwar auf Schiffen. Silvie Boyd arbeitet seit mehr als einem Jahr für die Deutsche Seemannsmission in Kamerun. Zuvor war sie in der Jugendarbeit der Evangelischen Kirche in Hamburg tätig. Jetzt ist die ausgebildete Diakonin und Sozialarbeiterin Hafenseelsorgerin und zugleich Leiterin des Seemannsheims in der Wirtschaftsmetropole Douala. Dort konnte ich sie sprechen und habe sie zunächst gefragt, wieso es überhaupt eine Station der Deutschen Seemannsmission in Douala in Kamerun gibt.
Silvie Boyd: In den 60er Jahren gab es hier am Hafen und in seiner Umgebung – wie in vielen anderen Hafenstädten weltweit – sehr viele Vorfälle mit, ich sage mal, eher angetrunkenen Seeleuten, die nicht wussten, wo sie hinkommen, die keine Unterstützung hatten, wenn sie hier in der Stadt Bedürfnisse hatten, also etwas einkaufen wollten oder medizinische Versorgung brauchten. Damals hat man weltweit geguckt, wo ist Bedarf da? Und es gab hier nichts in der Gegend und niemanden, der das machte.