DSM Rotterdam Deutsche Seemannsmission besucht EVER GIVENJunge Freiwillige treffen auf gelassene Seeleute |
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Wochenlang war sie in den Schlagzeilen, weil sie vom 9. Februar bis 29. März im Suez-Kanal feststeckte. Nun hat sie mit monatelanger Verspätung an ihrem eigentlichen Ziel, im größten Hafen Europas, angelegt. Zwischen dem Beginn der Kanalblockade und der tatsächlichen Ankunft in Rotterdam am 29. Juli 2021 liegt nun fast schon ein halbes Jahr. Die EVER GIVEN – mit Heimathafen und unter der Flagge Panamas und bereedert von der „Evergreen Marine Cooperation“ mit Sitz in Taipeh/Taiwan – hat auf der Maasvlakte in der Nordsee vor der niederländischen Küste festgemacht, wo die Hafenterminals den nötigen Raum für ihren Tiefgang von fast 16 m bietet. Kurz vor Abschluss ihres Freiwilligenjahres konnten Anna und Antonia in relativer Ruhe ein Gespräch an Deck mit zwei indischen Seeleuten führen, dem Chief Officer aus Mumbai und einem Decksmitarbeiter aus Delhi. |
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Selbst zwischen anderen Containerriesen ist der grüne Koloss
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Bei so viel medialer Aufmerksamkeit für das Schiff und die Kosten, die Ladung und die Lieferketten ging es den beiden Mitarbeitenden der Deutschen Seemannsmission jedoch um die Menschen an Bord, nach denen sonst so wenig gefragt wird. Diese beiden Seeleute waren selbst seit der Havarie an Bord, zu ihrer Crew gehören allerdings auch Kollegen, die weit länger als 9 Monate an Bord sind, was im Normalfall das Höchstmaß ihrer Verträge wäre. Wie so oft wird aus dem Smalltalk – niederländisch „praatje“ – dann doch ein intensiver Austausch über Sorgen und Nöte, aber auch über die Freuden der Seeleute an Bord. Natürlich wurde auch diesen Beiden die Zeit mitunter lang, die sie in Ägypten auf die Freigabe der Behörden und Versicherungen zur Weiterfahrt warten mussten. |
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Zu tun gab es aber durchaus genug, erzählen sie. Und ein paar Sportmöglichkeiten an Deck des Containerriesen sorgten in der Wartezeit für weitere Bewegung. Beschäftigt habe sie schon, wie ihre Freunde und Familien auf das medial so präsente Ereignis reagierten. Dabei haben sie eine große Bandbreite festgestellt zwischen der solidarischen Furcht um das Unglück und den spöttischen Fragen über das Unvermögen. Froh sind sie über gute Betreuung durch die Seemannsmission in Rotterdam – auch vonseiten der niederländischen Kollegen. Und angesichts der Weiterfahrt innerhalb Europas freuten sich beide schon auf die guten Würstchen im Hamburger Seemannsclub Duckdalben. Jetzt sei ihnen aber erstmal das Wichtigste, endlich eine Impfmöglichkeit zu finden. Die fehlt in den Niederlanden noch, daher hoffen die beiden sehr auf eine Chance in den deutschen Häfen. |
Erstaunlich entspannt berichteten die beiden jungen Männer den Freiwilligen Anna und Antonia und freuten sich über Postkartengrüße von Jugendlichen aus der Ekklesia-Gemeinde in Leiden/ NL. |
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Text: Seemannspfarrer Jan Janssen , Rotterdam - Fotos: Privat |