Missionar: Flüchtlingsnot im Mittelmeer belastet Seeleute
(Alexandria) "Sie sehen viele Leichen im Meer treiben", hat Markus Schildhauer dem Evangelischen Pressedienst (epd) berichtet. Manchem gingen die Bilder des Elends nicht mehr aus dem Kopf. Schildhauer kümmert sich im Auftrag der Deutschen Seemannsmission im ägyptischen Alexandria um Seeleute.
Schildhauer zufolge sind Seeleute verpflichtet, Schiffbrüchige zu retten. "Zugleich besteht die Gefahr, dass sie von einzelnen Staaten als Schlepper betrachtet werden, was harte Sanktionen zur Folge hätte", erläuterte der Seemannsmissionar. Sorge bereite den Seeleuten die Frage, wie es nun ohne die italienische Rettungsaktion "Mare Nostrum" weitergehe. Italien hatte den Einsatz, bei dem in einem Jahr Hunderttausende Flüchtlinge gerettet wurden, aus finanziellen Gründen eingestellt. Teilweise werden die Rettungsaufgaben seit 1. November vom EU-Einsatz "Triton" übernommen.
Schildhauer schilderte, dass auch das Weihnachtsfest für Seeleute eine psychische Belastung sei. "Weihnachten lässt sie sehr schmerzlich spüren, dass die Familie nicht da ist." Viele Seeleute seien bis zu neun Monate unterwegs. An vielen Standorten sei Weihnachten ein Arbeitstag wie jeder andere. "Wir besuchen die Seeleute und bringen ihnen Weihnachtspakete", berichtete der Missionar.