Selbst in evangelischen Gebieten ist der Heilige Nikolaus gut bekannt als Freund der Kinder. Viele Kinder putzen am Vorabend des Nikolaustags ihre Stiefel und morgens am 6. Dezember ist etwas Süßes drin. Aber Nikolaus und die Seeleute?
Nikolaus als Schutzpatron der Seeleute – auch heute noch?
Viele wissen auch, dass er als Schutzpatron der Seefahrer gilt. In Hafenstädten gibt es oft eine Nikolaikirche.
Aber wird er heute noch von Seeleuten verehrt? Das ist natürlich unterschiedlich, aber wir treffen immer wieder Seeleute, denen er wichtig ist. Ein Seemann hatte zum Beispiel die Ikone auf dem Bild (siehe Foto) in seiner Kammer.
Nach dem Brand eines Frachtschiffs vor einigen Jahren sprach ein durch das Feuer schwer verletzter Seemann nach einigen Tagen im Krankenhaus davon, dass er seinen Nikolaus-Anhänger verloren habe, aber der Heilige habe ihn beschützt.
In Griechenland gibt es sehr viele Kapellen von Hagios Nikolaos, wie er auf Griechisch heißt. Siehe das Bild von der Kapelle in Piräus (wo wir übrigens auch einem Standort haben, siehe auch: Piräus )
Warum gilt der Bischof Nikolaus als Patron der Seeleute?
Die Legende von der Rettung aus Seenot – Nikolaus und die Seeleute
Es gibt viele Geschichten, Erzählungen vom Nikolaus. Der Nikolaus ist so berühmt geworden, weil er so viele gute Taten vollbracht hat. Manche sagen, es seien Wundertaten. Nikolaus war Bischof in der Stadt Myra. Die Stadt liegt heute im Süden der Türkei.
Vor langer Zeit, vor 1700 Jahren war Bischof Nikolaus in seiner Stadt unterwegs. Eine kleine quirlige Stadt. Das Wetter war schön: Wolkenloser Himmel, 28 Grad. Und auch am Hafen war Trubel. Kleine Boote und größere Frachtschiffe luden Waren ein und aus: Öle aus Ägypten und Griechenland, Oliven aus dem Libanon, Früchte aus dem Norden der Türkei, Garne und Stoffe aus Armenien und vieles weitere Nützliche und Kostbare.
Diesen Tag gab es zunächst zwei Ereignisse: Am Horizont zogen dunkle Wolken auf, der Wind nahm zu: ein Unwetter war in Anmarsch. Die Menschen im Hafen von Myra machten Ihre Boote noch sicherer fest als sonst.
Und vor der Stadt, weit draußen auf dem Mittelmeer war ein Frachtsegelschiff unterwegs. Es war beladen mit kostbaren und reichen Schätzen Arabiens auf dem Weg nach Ägypten, in die Stadt Alexandria. Der Kapitän war erfahren und die Seemänner sehr tüchtig.
Auch der Kapitän und seine Mannschaft bemerkten den Wetterumschwung. Sie bereiteten das Schiff auf schwere See mit hohen Wellen vor. Der erfahrene Kapitän ließ die Segel reffen und die Luken verschließen. Er dreht den Bug in den Wind. Doch der Sturm wurde immer stärker und stärker. Die Wellen gingen immer höher. Der Wind war so laut, dass sich die Mannschaft nur noch über Zeichen verständigen konnte. Das Schiff wurde Spielball von Wind und Wellen. Rauf und runter, rauf und runter, Kreuz und Quer – es war fürchterlich. Und der Sturm schien immer weiter anzuschwellen.
Immer wieder spülten nun auch Wellen über die Bordwand – das Ruder war kaum noch zu halten!
Eine gigantische Sturmböe drehte das Boot wie einen Kreisel. Erste Risse im Mastbaum zeigten sich – nur noch wenig Zeit … und ein Teil des Mastes brach ab und krachte auf das Schiff. Oh jeeeeee.
Der Sturm hatte den blauen Himmel so stark verdunkelt, fast wie die Nacht.
Rauf und runter, rauf und runter, kreuz und Quer.
Und die Angst in der Mannschaft wuchs.
Und die Angst des Kapitäns wuchs – solch einen Sturm hatte noch keiner erlebt.
Sollten sie Schiffbruch erleiden und in die raue, gefährliche See stürzen?
In dieser Not begann der Kapitän zu beten: „Guter Gott, HILF!“
Und weil es so laut war und der Kapitän nicht anders konnte, war sein Gebet mehr ein Schrei: „GUTER GOTT, HILF UNS!“
Und die Mannschaft setzte mit ein: „GUTER GOTT, HILF UNS!“ schrieben sie.
Plötzlich stand mitten auf dem Schiff ein Mann. Der war doch eben noch nicht da! Aber dieser Mann halt mit Tatkraft. Er räumte den kaputten Mast von Bord, er deckte die Luken noch dichter ab – er hob die Hände zum Himmel: Es schien, als riefe er in den Himmel – es war so laut, dass die Mannschaft nichts verstand.
Mit der Zeit nahm der Wind ab, die Wellen wurden niedriger. Der Himmel heller. Dann kam sogar die Sonne hinter den Wolken hervor – die Mannschaft, der Kapitän: alle waren so erschöpft und gleichzeitig glücklich und froh, diesen Sturm überstanden zu haben.
Der Kapitän sagte zur Mannschaft: „Bringt mir diesen Seemann, der uns gerettet hat!“ So sehr auch alle suchten, sie fanden diesen Mann nicht.
Weil auf dem Schiff aber doch vieles kaputt war, steuerte der Kapitän die Hafenstadt Myra an, um das Schiff zu reparieren und die Ladung neu zu sichern.
Im Hafen angelangt, reparierten Sie Ihr Schiff so gut es ging. Aus Dankbarkeit wollten Sie aber auch Gott danken – Ihre Gebete sind doch erhört worden.
Sie gingen in die Kirche von Myra und wollten einen Dankgottesdienst feiern – da erschien Bischof Nikolaus vor dem Alter und wollte mitfeiern.
Und dann erkannten die Seeleute ihn: Er war es doch, der auf dem Schiff, mitten im Sturm so wunderbar geholfen hatte.
Da priesen und lobten Sie Gott und Bischof Nikolaus.
Und diese Geschichte verbreitete sich unter Seefahrern und weit darüber hinaus.
So wurde Bischof Nikolaus zum Patron, zum Schutzheiligen aller Seeleute und Schiffer.
Text: Henry Schwier
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