Da steht ein Stein im Weg

Die Erzählung vom Tod Jesu ist in der Bibel hoch dramatisch. Im Zusammenhang gelesen geschehen da in ein paar Tagen, in kurzer Zeit wahnsinnig viele dramatische Wendungen und große Emotionen: Handeln aus Überzeugung, Verrat durch einen Freund, Unglaube bei den Freunden, Hoffnungslosigkeit, Lügen und Verleugnung, Machtkalkül und -interessen, Pseudobefragungen des Volkes, ein Weg zur Hinrichtung, Folter, Tod, Enttäuschung, Trauer, Hilflosigkeit, Auflösungserscheinungen – dann die Wendung: alles wird anders, alles wird neu, neue Wege und neue Perspektiven – es ist nicht alles aus!

Einen kleinen Aspekt möchte ich besonders bedenken. Jesu wird beigesetz in ein Grab, davor wird ein großer Stein gerollt – schon damals hatten die Gegner im Kopf: „Nicht, dass der Leichnam geraubt wird, und dann zu neuer Macht kommt.“

Als Christen können wir diesen Stein auch einmal anders betrachten: Dieser Stein steht zwischen uns und Jesus Christus. Eigentlich ist der Weg zu Gott, zu Jesus total direkt: Rede, bete, schweige – es gibt nichts Trennendes zwischen uns und Gott. Und doch rollen wir uns selbst Steine dazwischen. Wir finden Gründe, warum es gerade nicht geht mit diesem Gott: falsche Zeit, kann gerade nicht, die Arbeit geht vor, die anderen gehen vor. Ich handle selbst anders als von Gott gewollt – das hindert mich daran, dass Gott auch zu sagen. Wir finden immer Gründe, Steine zwischen uns und Gott zu rollen.

Aber warum eigentlich? Was macht uns Angst? Was macht uns verzagt? Wenn wir die momentane Weltlage betrachten, ist das doch verständlich oder? So viel Krieg, Unberechenbarkeit, so viel Aufrüstung, so viel Machtmissbrauch, so wenig Menschenliebe und Solidarität.

Vielleicht haben wir Angst vor dieser Radikalität Gottes: Er ist für alle Menschen da! Jeder Mensch hat seine Würde, ungeachtet der Nationalität, Religion, sexuellen Orientierung, seines Reichtums, seiner Kultur. Da gibt es keine Exklusivität Gottes nur für mich.

Ostern macht alles anders neu. Auferstehung heißt: Nicht liegenbleiben und verzagen, sondern gerade die anderen in den Blick nehmen und die Welt mit Liebe und durch Liebe gestalten – dem Fremden zuhören, Nackte kleiden, Hungernden zu Essen geben, Dürstenden zu trinken geben, Seeleute in den Blick nehmen.

Manch Stein verstellt den Blick auf das Gute – die Zukunft soll gut sein, das ist Gottes Wille. Ostern ist die Ermutigung Gottes an uns, mit weitem Blick nach vorne zu gehen. Nicht verzagt und nicht alleine, sondern gemeinsam, mit Solidarität mit den anderen. Dabei geht es nicht um einen naiven Zukunftsglauben, sondern um konkrete Schritte des Handelns durch uns Menschen, denn Gott handelt immer durch Menschen – wir sind seine Hände.

Lasst uns die Steine wegrollen und genauer hinsehen. Wir in der Seemannsmission schauen auf die einzelnen Seeleute. Jeden Seemann mit seiner je eigenen Würde. Wir bringen individuelle Hilfe, haben Zeit für für Gespräche – gegen Einsamkeit, Telefonkarten für Gespräche mit den Familien weit weg.

Welche Steine möchten Sie gerne aus dem Weg räumen, welche neuen Blickwinkel sollen möglich werden? Wer kann Ihnen dabei helfen?
Roll, roll, roll – rollen wir die Steine weg und nehmen die Weite des Lebens in den Blick.

Eine gesegnete Osterzeit!
Diakon Henry Schwier

Die DSM wird gefördert und unterstützt durch

Für Seeleute

Standorte

Wer wir sind…

Über uns
Leitbild

Seemannsmission

Kontakt
Spenden

Logo of Bluesky - a blue butterfly - Logo von Bluesky, ein blauer Schmetterling     Mastodon Logo - mit Link zum Mastodon Account