Kein Platz für Weihnachten?

Gedanken zum vierten Advent von Andrea Meenken, Leiterin  der Deutschen Seemannsmission in Panama

In unseren Weihnachtspäckchen haben wir in Panama den Seeleuten in diesem Jahr neben Schokolade und anderen kleinen Aufmerksamkeiten auch eine besondere Challenge mit eingepackt: Einen Do it yourself-Adventskranz. Hier waren die kreativen Köpfe an Bord gefragt. Das nebenstehende Foto ist eines der Ergebnisse dieser Aktion.

Schauen wir uns dieses Szenario doch einmal genauer an, was fällt sofort ins Auge?
Wir sehen einen schön geschmückten Tannenbaum, der hell erleuchtet ist. Unseren Adventskranz haben die Seeleute in den Baum drapiert, und er leuchtet noch heller als die anderen Lichter. Der gehört aber doch auf den Tisch und nicht in den Baum, könnte man jetzt denken. Eine ungewöhnliche Schieflage für einen Adventskranz. Kurios. Und andererseits völlig logisch und total kreativ. Schieflage ist an Bord eines Schiffes im Prinzip der Normalzustand. Und Dinge auf dem Tisch fliegen leicht auch einmal durch die Gegend. Im Übrigen haben wir LED-Lichter verwendet, da echte Kerzen an Bord zu gefährlich gewesen wären.

Wenn wir einmal in das Foto reinzoomen, sehen wir aber noch viel mehr:
Ein Kreuz hängt an der Wand. Der Glaube, welcher auch immer, ist wichtig für Seeleute. Er gibt ihnen Halt und Kraft. Wir sehen auch eine Uhr. Zeit ist ein Alltagsthema. Schichtplan, Lieferzeiten, Liegezeiten, estimated time of arrival (geschätzte Ankunftszeit) – Zeitdruck. Hinter dem Baum sehen wir Plakate zum Thema Sicherheit, denn der Job auf See ist risikoreich.

Und zwischen Monitor und Sitzgarnitur wurde nun dieser Weihnachtsbaum gestellt. Er passt gerade noch rein, obwohl eigentlich gar kein Platz dafür ist. Genauso wenig wie für Weihnachten. Während wir an Land den Advent nutzen, um uns auf die Feiertage vorzubereiten, das Menü, die Tischdeko und die Geschenke planen und uns auf ein Wiedersehen mit der Familie und Freunden freuen, ist für Seeleute Weihnachten ein Tag wie jeder andere. Wenn sie „Glück“ haben und Weihnachten auf See sind, kann es sein, dass sie sogar etwas feiern können. Im Hafen ist stattdessen der alltägliche Betrieb angesagt. Und dennoch überstrahlen die Lichter am Weihnachtsbaum für einen Moment diese ganzen Umstände. Genau wie die Augen der Seeleute, wenn wir dieser Tage an Bord gehen und sagen, dass wir von der Seemannsmission kommen und ihnen ihre Weihnachtsgeschenke bringen. Dann verwandeln sich die Stirnfalten und die gestressten Blicke für einen Moment in vorfreudige Kinderaugen, und dann hat Weihnachten doch Platz.

 

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