Zum Tag des Ehrenamts

Ehrenamtliche so vielfältig wie die Seemannsmission

Rosa Gutmann (links) und Luka Meixner vor dem Panorama des Panamakanals. Die beiden machen derzeit ein Praktikum bei der Deutschen Seemannsmission.

Ungewöhnliches Praktikum am Panama-Kanal
Rosa Gutmann (22) und Luka Meixner (21) standen schon im zarten Kleinkindalter auf den Skiern und haben die vergangenen Jahre in ihrer oberbayerischen Heimat anderen das Skifahren beigebracht. Wenig winterlich ist es momentan bei 29 Grad in Panama, wo die beiden noch bis Ende März ein Praktikum bei der Deutschen Seemannsmission machen.

„Ich denke, Soziale Arbeit richtet sich meist an unterrepräsentierte Gruppen, aber von Seeleuten wissen wirklich die allerwenigsten. Das hat einen gewissen Tatendrang und Neugierde in uns ausgelöst“, sagt Luka Meixner. Seit zwei Jahren studieren sie und ihre Freundin Soziale Arbeit in Würzburg. „Faszinierend war einfach, dass das so wenig mit allem zu tun hatte, was wir bisher im Bereich Soziale Arbeit kennengelernt hatten. Wir sind beide sehr weltgewandt und dass die Seemannsmission ein internationales Netz hat, hat uns einfach gecatcht.“ Rosa und Luka möchten irgendwann einmal im Bereich Entwicklungshilfe arbeiten.

Highlight ist für beide jeder Schiffsbesuch, denn dabei haben sie direkten Kontakt zu den Seeleuten. „Von den riesigen Häfen und den riesigen Schiffen mal abgesehen, ist das alles so Neuland für uns. Es ist interessant, Einblicke in die Lebensrealität der Seeleute zu erhaschen und wenn man dann an Bord auch noch so viel Dankbarkeit erfährt, hinterfrage ich kein einziges Mal die Entscheidung, hierhergekommen zu sein.“

Rosa und Luka sind aus Bad Kohlgrub (Landkreis Garmisch-Partenkirchen). Über eine Bekannte von Rosa, die in Hamburg arbeitet, haben sie von der Seemannsmission erfahren. Rosa hat sich über die 33 Standorte informiert und dabei ist Panama herausgestochen. Die jungen Frauen haben ohnehin ein kleines Fable für Lateinamerika und sind bereits drei Monate durch Kolumbien gereist, ein tolles Erlebnis für beide.

In Würzburg erreichen beide alles Wichtige innerhalb von 20 Minuten zu Fuß. „Das ist hier nahezu unmöglich. Fahrradfahrer habe ich glaube ich bisher keinen einzigen im Verkehr gesehen“, erzählt Luka. Die Freundinnen laufen morgens 15 Minuten zur nächsten Bushaltestelle, fahren dann ca. 20 Minuten bis zum großen Busterminal. Dort holt sie Andrea Meenken, die die Seemannsmission in Panama leitet ab. Dann fahren die drei zum Hafen. Je nach Verkehr dauert das bis zu 45 Minuten.

Rosa und Luka gehen für die Seeleute auch ab und zu einkaufen. Hauptsächlich übernehmen diese Aufgabe aber Ehrenamtliche vor Ort. Wie ihr Alltag in Panama aussieht? „Es ist insgesamt sehr dynamisch. Wenn man einen Plan hat, braucht man auch einen Plan B oder man lässt das Planen lieber ganz. Bei uns läuft das immer sehr spontan ab. Andrea sagt uns abends, was am nächsten Tag ansteht, und meistens klappt das dann auch so (aber eben nicht immer).

In den kommenden Wochen werden Rosa und Luka Weihnachtspakete auf die Schiffe bringen. Um in den Hafen zu kommen, müssen Rosa und Luka durch eine Sicherheitskontrolle. „Was nicht nur eine physische, sondern manchmal auch eine sprachliche Barriere ist, denn das Hafenpersonal spricht meist ausschließlich Spanisch.“ Nach zwei bis fünf Schiffsbesuchen geht es für die beiden wieder nach Hause.
„Hier ist alles ein bisschen unvorhersehbar: das Wetter, der Verkehr, die Leute, einfach alles. Ungewohnt, aber man gewöhnt sich“, sagt die 21-jährige Oberbayerin.

Jenny Sarrazin sieht den Menschen im Seemann, nicht die Funktion
Bis vor drei Jahren leitete Dr. Jenny Sarrazin das Cuxhavener Wrack- und Fischereimuseum „Windstärke 10“. „Mich hat Seefahrt immer interessiert“, sagt die promovierte maritime Historikerin. Sie habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, sich zu engagieren. Und das tut die 68-Jährige nun seit gut einem Jahr bei der Deutschen Seemannsmission in Cuxhaven.

Jenny Sarrazin hatte Martin Struwe und Inga-Kristin Thom vom Team der Deutschen Seemannsmission bei einem Vortrag erlebt. Die beiden hätten darüber gesprochen, wie es Seeleuten heute gehe, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hätten und wie sich die Arbeitsbedingungen verändert hätten seit Joachim Ringelnatz als Marineoffizier im Ersten Weltkrieg zur See gefahren sei.

Bei der Seemannsmission betreut die gebürtige Münsteranerin vor allem die Abende im Club. „Die Seeleute sind so lange an Bord. Sehen immer nur dieselben Leute. Wir möchten ihnen hier einen Ort bieten, wo sie etwas anderes sehen, ein bisschen Ansprache haben, wenn sie das wollen.“ Manche kämen wegen des W-LANs und wollten in Ruhe nach Hause telefonieren. Sie merke aber auch, dass sich viele Seeleute freuten, wenn sie Interesse zeige. Jenny Sarrazin bekommt dann oft Fotos aus der Heimat der Seeleute und von deren Familien zu sehen.

An Bord sei der Alltag anonym. „Die Seeleute werden meist mit ihrer Funktion angesprochen, also Cookie, was für den Koch steht oder Chief. Die Menschen werden an Bord auf ihre Funktion reduziert. Von uns als Seemannsmission werden sie als Menschen wahrgenommen. Das ist wichtig, das brauchen wir als Menschen.“

Der Cuxhavener Clubraum in der Villa im Grünen Weg 25 mit seinen Sofas ist sehr gemütlich. Er hat etwas von einem Wohnzimmer und ist jetzt in den Wochen vor Weihnachten adventlich geschmückt. Wie jedes Jahr hat sich Ende November eine Gruppe von neun Cuxhavener Ehrenamtlichen getroffen, um mehr als 800 Tüten mit kleinen Weihnachtsgeschenken für Seeleute zu befüllen. Sim-Karten, etwas Süßes, jedes Jahr landet etwas anderes Praktisches für den Alltag in den Tüten, im vergangenen Jahr war es ein Trinkbecher. Aber auch Kalender sind an Bord begehrt. „Es ist nichts Großartiges, aber ein Wir-haben-an-Euch-gedacht“, sagt die Ehrenamtliche.

Das Team leiste eine Art Sozialarbeit an Menschen, die einen unheimlich schweren Job machten. „Spannend, denn ich lerne was, was die Seefahrt heute ausmacht. Und hier gibt es ein sehr nettes Team. Das macht großen Spaß.“ Jenny Sarrazin erlebt die Seeleute als sehr gastfreundlich. „Einmal hat ein Koch einen philippinischen Salat aus Schweinekeule mit in den Club gebracht. Wir sollten auch mit probieren, das war total lecker.“

Das Foto zeigt Jenny Sarrazin, die ehrenamtlich bei der Deutschen Seemannsmission in Cuxhaven aktiv ist. Im Bild ist sie in einem Garten zu sehen. Sie trägt einen grauen Woll-Troyer, der zwei weiße Streifen am Kragen hat.

Peter Dany, der Stimmungsmacher für Seeleute
„Ich bin ein Mädchen für alles“, fasst Peter Dany seine Aufgaben im Seemannsclub bei der Seemannsmission in Hamburg-Altona zusammen und lacht. Der 69-Jährige hat vor fünf Jahren nach einem Ehrenamt gesucht und für sich das passende in der Großen Elbstraße 132 gefunden. Sein Tag im Club beginnt morgens um 9:30 Uhr damit, dass er Tische abwischt, Stühle hochstellt, putzt, kehrt. Meist arbeitet er in der Frühschicht mit. Das Team schaut nach den Schiffsanläufen. Bei Kreuzfahrtschiffen sei etwas mehr Betrieb im Club. „Sonst kommen die Seeleute kaum mehr von Bord“, sagt der Ruheständler.

Im Club verkauft Peter Dany Telefonkarten an Seeleute. An Bord ist der Ehrenamtliche selten, auch wenn ihm das viel Spaß macht. Dafür setzt er sich umso mehr im Seemannshotel in Altona ein, indem er beispielsweise das Leergut aus den Stockwerken holt. Das sind fünf Etagen, die er dann immer wieder rauf und runter läuft.

Wenn er Spätdienst hat, dann steht er von 15 bis 22 Uhr u. a. am Tresen, macht Kasse, räumt auf, was herumliegt, leerte die Aschenbecher, lüftet im Billardraum. „Und dann versuche ich ein bisschen für Stimmung zu sorgen.“ Dann haut Dany den ein oder andern Spruch raus, wie etwa „Who is the champion?“, wenn die Seeleute gerade Billard spielen. Auch Fotos mit den Seeleuten machen, gehört zu seinen „Aufgaben“.

„Eigentlich bin ich da vom Alter her ja der Großvater. Aber es macht mir so eine Freude, auch mit den Freiwilligen, mit den Bufdis.“ Vier Bundesfreiwilligendienstleistende arbeiten bei der Seemannsmission in Altona, mit denen Peter Dany immer wieder etwas Neues erlebe und viel dazu lerne.

„Ich habe ein Ehrenamt gesucht, weil ich der Gesellschaft gerne was zurückgeben wollte.“ Aber Vorlesen im Altenheim sollte es nicht sein. Und so hat er einfach bei der Seemannsmission angerufen. Nach 20 Minuten Telefonat, einem Vor-Ort-Termin war für ihn alles klar, das sollte es sein. Anfang 2019 war das.

Frühstück gibt es oben im Frühstücksraum mit Blick auf die Elbe, im Club serviert Peter Dany später den Mittagstisch. Abends gibt es bei Bedarf auch mal Pizza oder Reisgerichte. Auch andere Hotelgäste genießen dann im Seemannsclub im Keller einen Drink oder eine Pizza.

Besonders Freude macht dem 69-Jährigen die Zusammenarbeit mit verschiedenen Generationen. „Mal zu hören, was bewegt 18-, 19-Jährige. Wie ist deren Planung? Wollen sie studieren oder in einen Beruf einsteigen? Das begeistert mich, dass die Bufdis schon richtige Zukunftspläne haben.“ Er staune immer wieder, wie fit die Hauptamtlichen im Englischen seien. „Da lerne ich auch immer was dazu. Die Seeleute sind meist auch keine Native Speaker.“

Peter Dany genießt es auch, wenn die Seeleute erzählen. „Ich kann dann was zur Familie fragen oder mal meine Enkelin zeigen. Und die Seeleute zeigen dann auch Bilder. Da merke ich, die haben monatelang keine Ansprache und freuen sich richtig, dass sie einfach mal ein bisschen schnacken können und sich auch jemand interessiert.“

Mittlerweile kennt er auch Seeleute, mit denen er Kontakt hält. Über die Seite Marine Traffic kann er verfolgen, wo sie gerade mit ihrem Schiff sind oder er hält über Messenger-Dienste Kontakt.

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