Seemannshotel in Bremerhaven wird geschlossen
– Seemannsclub Welcome und Bordbesuche bleiben
Das Seemannshotel Portside in Bremerhaven – Ende eines Traditonsbetriebs, neue Wege für die Seemannsmission
Das Seemannshotel Portside in der Schifferstraße in Bremerhaven schließt zum Ende des Jahres 2025. Das gab die Deutsche Seemannsmission Hannover e.V. bekannt, die das Haus betreibt. Diese Entscheidung basiert auf einer deutlichen Veränderung der Bedürfnisse von Seeleuten sowie einem kontinuierlichen Rückgang der Übernachtungen im Hotel.
Noch im Jahr 2023 verzeichnete das Seemannshotel Portside 5.240 Übernachtungen, doch 2024 sank diese Zahl auf 3.670. Im ersten Quartal 2025 ging die Zahl der Übernachtungen um weitere 600 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück.
Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist, dass Seeleute heute immer häufiger direkt vom Flugzeug aufs Schiff gehen und somit keine Übernachtung an Land mehr benötigen. Zudem buchen Reedereien zunehmend andere Hotels, und die Liegezeiten der Schiffe im Hafen sind kürzer geworden.
„Die deutlich gestiegenen Kosten für den Betrieb des Hotels und den Unterhalt der Gebäude lassen sich mit den Mittelln des Vereines leider nicht mehr stemmen“, sagt Seemannspastor und Stationsleiter Uwe Baumhauer.
Trotz der Schließung des Seemannshotels bleibt die persönliche Betreuung der Seeleute ein zentrales Anliegen der Deutschen Seemannsmission in Bremerhaven. Laut Baumhauer werde die Seemannsmission weiterhin unkompliziert und seelsorgerlich begleitet Unterbringungsmöglichkeiten anbieten. Der Seemannsclub Welcome im Hafen sowie der Bordbesuchsdienst bleiben erhalten und sind wichtige Anlaufstellen für Seeleute in Bremerhaven.
„Dem Vorstand der Deutschen Seemannsmission Hannover e.V. fiel es schwer, den Entschluss für die Schließung des Hauses in der Schifferstraße zu treffen“, sagt Hans Christian Brandy, Vorsitzender der Hannoverschen Seemannsmission und Regionalbischof im Sprengel Stade. „Er ist aber nach umfänglicher und verantwortungsvoller Prüfung zu dem Schluss gekommen, dass die persönliche Betreuung von Seeleuten durch ausgebildetes Fachpersonal an allen Standorten der Deutschen Seemannsmission Hannover e.V. am Ende wichtiger ist als das Festhalten an gleichwohl traditioonsreichen Gebäuden. Durch die Beendigung des Hotelbetriebes entsteht wieder der nötige finanzielle Spielraum, um sich mit neuen Projekten auf die sich stetig verändernden Bedürfnisse der Seeleute einzustellen.“ Die Seemannsmission der hannoverschen Landeskirche betreibt auch die Standorte in Cuxhaven und Stade Bützfleth.
Erstes Seemannsheim wurde 1900 eingeweiht
Das Seemannshotel Portside hat eine lange Tradition: Bereits 1899 begann der Bau des ursprünglichen Seemannsheims in der Schifferstraße, das 1900 eingeweiht wurde. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1950 neu errichtet. Bis zuletzt bot das Haus 26 Zimmer und war auch für touristische Übernachtungen geöffnet.
Als Reaktion auf die veränderten Bedürfnisse der Seeleute wurde 1978 der erste Seemannsclub innerhalb eines Hafens auf dem Bremerhavener Containerterminal eingerichtet, die „gute Stube“. Der heutige Seemannsclub Welcome eröffnet 2002 an der Nordschleuse mit direktem Zugang zum Hafen, verzeichnete 2024 rund 30.000 Besucher und ist ein wichtiger sozialer Treffpunkt für Seeleute aus aller Welt.
Mit der Schließung des Seemannshotels Portside schafft die Deutsche Seemannsmission Hannover e.V. finanziellen Spielraum, um neue Projekte zu entwickeln, die besser auf die aktuellen Bedürfnisse der Seeleute eingehen. Die Betreuung, Unterstützung und Begleitung der Seeleute bleibt weiterhin im Fokus der Arbeit – sei es durch den Seemannsclub, den Bordbesuchsdienst oder andere Angebote vor Ort.
„Auch für die Deutsch Seemannsmission als Dachverband und Trägerin der Arbeit im Ausland ist das traurig“, so Generalsekretär Matthias Ristau, „für uns war das Seemannsheim in Bremerhaven Ort vieler Treffen, Konferenzen und Fortbildungen, nicht zuletzt für die jährlichen Seminare für unsere internationalen Freiwilligen“. Aber das wichtigste sei, nicht an der geschichtlichen und emotionalen Bedeutung hängen zu bleiben, sondern den Blick in die Zukunft zu richten.