Hamburger Hafenarzt für die Seeleute der ganzen Welt

Nachruf auf Dr. med. Martin Dirksen-Fischer

Für uns bei der Seemannsmission ist Martin Dirksen-Fischers plötzlicher Tod am 27. Juni einfach unfassbar. Wir haben ihn als einen sehr besonderen Behörden-Vertreter und als einen sehr besonderen Menschen erlebt.

„Wir sind hier in einer Behörde“ konnte er mit einer speziellen Betonung sagen. Er wusste sehr gut, was in Behörden gilt, und was da möglich ist. Und er war zugleich ganz bei den Menschen. So hat er sofort wahrgenommen, worum es bei der Seemannsmission geht, und hat uns immer wieder dabei unterstützt, als Ratgeber, Weggefährte und auch als ein wahrer Freund, der auch mal darauf hinweist, wenn man etwas noch verbessern kann.

Gerade weil er wusste, wie die Verwaltung tickt, fand er immer wieder auch kreative Wege, etwas möglich zu machen. Wenn sein Terminkalender es zuließ, war er auch selbst bei der Sprechstunde des Hafenärztlichen Dienstes im Hamburger Seemannsclub Duckdalben. Auf jeden Fall war er immer dicht dran an den Seeleuten. Er wusste genau, dass die Seeleute in einer besonderen Welt leben, wo es wichtig ist, Lösungen zu finden, auch wenn diese nicht in den Rahmen des Üblichen passten.

Wir konnten ihn stets um Rat fragen, wenn es bei Problemen der Seeleute im weitesten Sinne um Fragen der Gesundheit ging, etwa als bei einer Reederei gehäuft Fälle von Malaria auftraten. Als wir begannen, die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) für Seeleute stärker auszubauen und zu professionalisieren, war er offen für Gespräche und ein hilfreicher Berater.

Auch das 125. Jubiläum des Hafenärztlichen Dienstes wurde 2018 im Duckdalben gefeiert, wie auch im Sommer 2024 sein Abschied aus dem aktiven Dienst als Hafenarzt.

Und als er ein groß angelegtes Projekt zur Resilienz von Häfen, genannt „Adaptives Resilienz Management im Hafen“ (ARMIHN), anging, bei dem es damals – vor der Pandemie – um den als unwahrscheinlich angesehenen Fall einer großen Anzahl von Erkrankten auf einem Kreuzfahrtschiff ging, bezog er die Seemannsmission mit ihren praktischen Möglichkeiten der Unterstützung und der PSNV in die große Stabsübung ganz selbstverständlich mit ein. Das waren für uns, aber auch für viele andere Beteiligte, wertvolle Erfahrungen.

Schon früh informierte er uns über die neue, ansteckende Krankheit, die Anfang 2020 in China auftrat. Und dann begann eine Zeit, in der wir ständig mit Martin Dirksen-Fischer in Kontakt standen. Wohl kaum jemand hat uns und vor allem die Seeleute in der Pandemie so unterstützt wie er. Er half durch seine Intervention bei anderen Behörden, dass der Seemannsclub Duckdalben Mitte März 2020 im Notbetrieb ausschließlich für Seeleute geöffnet bleiben konnte. Dank seiner Anleitung und allen Hygieneregeln entsprechend, war das Team weiterhin für die Seeleute da.

Als es dann die ersten Fälle von infizierten Seeleuten gab, waren Martin und das Team vom Hamburg Port Health Center eine große Hilfe für uns. Es gab Beratung, Infos und Schulungen, damit wir in den Einrichtungen Seeleute gut und sicher in Isolation aufnehmen und betreuen konnten. Seelsorger der Seemannsmission wurden in der Nutzung der Schutzausrüstung geschult und mit dem nötigen Material versorgt.

Als es immer mehr Seeleute positiv getestet worden, gab es in manchen Häfen die Idee, Schiffe mit Infizierten des Hafens zu verweisen. Auch da half Martin.
Und als der Platz in den Häusern der Seemannsmission für die Isolation von Infizierten und Kontaktpersonen nicht mehr ausreichte, half er dabei, gute Rahmenbedingungen für Hotels zur Unterbringung festzulegen. Die Hotels lagen dann in den Bezirken der Stadt und damit eigentlich nicht mehr im Bereich der Zuständigkeit des Hafenärztlichen Dienstes. Aber es ging ja um Seeleute und für die brannte sein Herz, gerade in dieser für alle schwierigen Zeit, in der die besonders prekäre Lage der Seeleute immer wieder vergessen wurde.

Es gab Einrichtungen zur Isolation, die den Seelsorgern der Seemannsmission den Zutritt verweigerten. In solchen Fällen schrieb Martin schnell eine E-Mail. Es gab Hotels, in denen es nicht gut lief. Martin kümmerte sich darum und schrieb der entsprechenden Kollegin vom Gesundheitsamt des jeweiligen Bezirks. Immer wieder informierte er uns über aktuelle Entwicklungen und neueste Erkenntnisse.

Als dann die Impfungen kamen, trug er viel dazu bei, dass schon sehr früh in Hamburg Seeleute geimpft werden konnten. Natürlich war er dabei am Tag der Seeleute 2021, als die ersten geimpft werden konnten.

Und auch den in Hamburg gestrandeten Seeleuten von Kiribati und Tuvalu half er an vielen Stellen. In dieser Zeit war es wichtig, wie viele Personen als ein Haushalt galten, wenn man gemeinsam unterwegs sein wollte. Vom Gesundheitsamt gab es eine enge Auslegung, maximal drei. Also schrieb Martin dorthin, ob man die Anregung des Seemannspastors nicht aufnehmen könne, „Es geht da um die absolute Spezialsituation der Kiribati (in der Jugendherberge) an der Horner Rennbahn.“ Und als die Kiribati endlich abreisen durften, schrieb Martin an die Bundespolizei, damit es bei der Ausreise keine Probleme am Flughafen geben würde.

Außerdem war er Mitglied im Sozialbeirat im Hamburger Hafen und auch in der bundesweiten Sozialrunde engagiert dabei, und das auch noch im Ruhestand und weit über die eigentlichen Bereiche eines Hamburger Hafenarztes hinaus. Im vergangenen Jahr war er sofort bereit, bei unserem großen Symposium zum Umgang mit Tod und Sterben an Bord mitzumoderieren.

Er beriet uns weiter zu Fragen im Bereich der PSNV und nahm im Juni noch bei der PSNV-Fachtagung als Diskussionspartner einer Expertenrunde teil. Außerdem war er ehrenamtlich als Bordbetreuer der Seemannsmission im Hamburger Hafen unterwegs.

Was wohl nur wenige wissen: Er hat sich auch online für Seeleute eingesetzt, zum Teil auch anonym, etwa für vor Dubai im Stich gelassene Seemänner. Und all das tat er mit seiner sehr unvergleichlichen Art, oft sehr humorvoll, manchmal auch etwas bissig – dabei war er immer sehr wertschätzend.

Wir sind ihm dankbar, auch im Namen der vielen Seeleute, für die er da war.

Im Namen der Deutschen Seemannsmission
Matthias Ristau, Generalsekretär

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