„Die Seefahrt lässt mich nicht los“
Zum Tag des Ehrenamts am 5.12.
Bremen. Winfried Schumann war früher als Kapitän auf den Weltmeeren zu Hause und mit Ausnahme von Südamerika auf allen Kontinenten unterwegs. Bevor die Containerfahrt losging, fuhr Schumann auf konventionellen Stückgutfrachtern, später auf Tankern, RoRo-Schiffen und Massengutfrachtern. Seit bereits sechs Jahren ist er nun ehrenamtlich bei der Bremer Seemannsmission.
Als ehemaliger Seemann kennt Winfried Schumann das Leben an Bord sehr genau. „Ich hab schon oft erlebt, wenn ich mich mit Seeleuten unterhalte, die mich nicht kennen, dass sie mich nach kurzer Zeit fragen: ‚Bist Du zur See gefahren?‘ Dann bin ich immer wieder überrascht, wenn sie sagen: ‚Ja, das merkt man.‘“ Woran die Seeleute das bemerken? „Vielleicht stelle ich Fragen, die nur Leute stellen würden, die einen Bezug zur Seefahrt haben.“
Schumann besucht Seeleute an Bord, spricht mit ihnen, hilft im Seemannsclub, besucht Seeleute, die im Krankenhaus bleiben müssen. Er ist fast jeden Tag für die Bremer Seemannsmission unterwegs, ab und zu auch am Wochenende. Mit 73 müsste Winfried Schumann eigentlich gar nichts mehr tun. Er möchte aber. „Ich merke, dass das, was ich tue, dankbar aufgenommen und geschätzt wird. Und das gibt mir auch eine gewisse Freude zurück.“
Wie alles begann
Im Alter von 16 Jahren tritt der gebürtige Wiesbadener seine erste Seereise an. 1968 nutzt er das Ferienfahrer-Programm des Verbands Deutscher Reeder. „Das war eine ziemlich furchtbare Reise für mich. Als ich zurückkam, habe ich mir gesagt: Das ist wohl nichts für mich.“ Ein halbes Jahr hielt er es zu Hause aus, dann gab er der Seefahrt eine zweite Chance, auf einem Schiff des damaligen Norddeutschen Lloyd. „Das hat mir viel Spaß gemacht, weil die Besatzung sehr gut war, die Reederei freundlich und daraufhin habe ich mich entschlossen, das als Beruf zu ergreifen.“
Fachmann auf den Weltmeeren und an Land
Einen Teil seiner nautischen Ausbildung und des Nautik-Studiums absolvierte Winfried Schumann in Neuseeland. Dort lebte, studierte und arbeitete er knapp vier Jahre. Vor dem Umzug nach London war er 17 Jahre lang Geschäftsführer bei einer Reederei in Bremen und als solcher auch in leitender Funktion verantwortlich für das Personal auf See und das Schiffsmanagement. Nach drei Jahren in London, kehrte Winfried Schumann nach Bremen zurück. Fast ohne Pause ist er damals vom Job ins Ehrenamt gestartet.
Ein Ohr für die Sorgen und Nöte der Seeleute
Wie sieht ein typischer Tag bei der Bremer Seemannsmission für ihn aus? Schumann lacht. „Ich kann natürlich viel im Voraus planen, aber meistens kommt es dann doch irgendwie anders. Das hängt immer davon ab, wie viele Schiffe im Hafen sind, welche Anfragen reinkommen, welche Sorgen und Nöte die Seeleute haben oder was hier im Club gebraucht wird.“
Er engagiert sich, weil er den Bedarf sieht. „Ich sehe immer wieder, was die Seeleute belastet. Und die Seefahrt im Allgemeinen lässt mich auch nicht los.“ Winfried Schumann hatte schließlich mehr oder minder sein gesamtes Berufsleben mit der Schifffahrt zu tun. „Das ist schön und auch das Gefühl, dass ich für Seeleute etwas Gutes tun kann.“
Ehrenamtliche gesucht
Das Team an Haupt- und Ehrenamtlichen der Bremer Seemannsmission ist mindestens an sechs Tagen pro Woche für Seeleute da, bei Bedarf auch darüber hinaus. Wer sich gern ehrenamtlich einbringen möchte, sollte ein gewisses Feeling, besonders Interesse an Menschen, dafür mitbringen. Ein Bezug zur Seefahrt ist dabei kein Muss. „Wir haben Ehrenamtliche, die Banker oder Lehrer sind. Es sollte aber unbedingt Interesse an sozialer Arbeit vorhanden sein. Wir freuen uns über Menschen, die gern mit Menschen zu tun haben und deren Sorgen und Nöte wahrnehmen.“
Wer sich ehrenamtlich bei der Deutschen Seemannsmission einbringen möchte, meldet sich bitte beim Standort in seiner Nähe.

