Monatsspruch für August
„Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden“
Psalm 147, 3
Das Schauspiel wiederholt sich jedes Jahr mehrmals, wenn in Wilhelmshaven Schiffe auf dem Weg in ihre Einsatzgebiete auslaufen. Jedes Mal steht da eine Menschentraube an der Pier. Ungefähr 200 Soldatinnen und Soldaten befinden sich an Bord, werden monatelang unterwegs sein. An diesen Tagen sind alle tapfer… noch einmal den Sohn auf dem Arm tragen, die Liebste ein letztes Mal küssen und dann schnell an Bord. Na klar, fließen da Tränen! Auf beiden Seiten. Auf dem Schiff ist dann immer rege Geschäftigkeit zu spüren. Arbeit tut allen gut, lenkt ab. Spannende Aufgaben und Häfen liegen vor uns, Aufbruchsstimmung ist eine schöne Sache und es tut der Seele nicht gut, ständig an all die Menschen zu denken, die wir zurücklassen.
Aber ganz funktioniert das natürlich nicht. Da sind die Geburtstage der Kinder zuhause, die wir verpassen. Wir sind nicht da, wenn Siege auf dem Fußballplatz gefeiert werden. Wenn unsere Liebsten uns als Gesprächspartner brauchen, dann sind wir oft ganz weit weg. Die Trauer darüber kommt immer wieder zum Vorschein, als Seelsorgerin bekomme ich davon viel mit.
Soldaten kommen zum Gespräch und erzählen von zuhause, was sie sorgt und worauf sie sich freuen. Soldatinnen bitten um ein kleines Geschenk, einen Engel, ein Kreuz, das sie daran erinnert: Du bist nicht verloren. Das Meer ist weit und groß. Und oft wunderschön, wenn die Sonne morgens über den Horizont steigt und alles golden einfärbt. Aber es trennt uns auch und macht traurig in seiner Weite, die uns umgibt. Zerbrochene Herzen an Bord gibt es viele: Liebe auf Distanz ist ein echtes Kunststück und ein Geschenk, wenn es gelingt. Und wenn nicht: Gott sucht und findet uns auch in den großen Weiten der Weltmeere. Unsere Sorgen werden auch dort gehört, wo kein Handysignal uns findet.
Militärpfarrerin Dr. Katja Bruns, Wilhelmshaven