DSM Alexandria - Flüchtlinge auf dem Mittelmeer
"Seeleute sind Weltmeister im Verdrängen"
Markus Schildhauer im Gespräch mit Philipp Gessler
Kenternde Flüchtlingsboote, Menschen, die vor ihren Augen ertrinken - Seeleute erleben im Zusammenhang mit Flucht und Migration übers Mittelmeer Traumatisches. Wie sie damit umgehen, berichtet der Seelsorger Markus Schildhauer von der Deutschen Seemannsmission.
Philipp Gessler: Wenn wir davon hören, dass jährlich Tausende von Menschen im Mittelmeer ertrinken, weil die Flucht über diese See auf schreckliche Weise scheitert, ist das schon schockierend genug. Was aber, wenn man das mit den eigenen Augen sieht? Was, wenn man helfen will, aber die Hilfe für manche missglückt, ja, sie bei der Rettung selbst umkommen? Solche Horrorgeschichten hört Markus Schildhauer immer wieder von Seeleuten. Schildhauer, geboren 1959 im bayrischen Fürstenfeldbruck, ist Leiter der Station Alexandria der Deutschen Seemannsmission in Ägypten. Er erzählt von den schrecklichen Erfahrungen der Seeleute und seinen Versuchen, ihnen zu helfen. Meine erste Frage an ihn war, ob das Klischee denn stimme: Seeleute haben eine harte Schale, aber einen weichen Kern.
Markus Schildhauer: Also dieses Klischee trifft absolut zu. Eine harte Schale, Seeleute sind Weltmeister im Verdrängen von irgendwelchen unangenehmen Sachen, der weiche Kern, der muss aufgebrochen werden. Es ist oft schwierig, aber innen drin sind es Menschen wie Sie und ich, und mit allen Belastungen, die dazu sind, ganz im Gegenteil sogar meistens noch mit mehr Belastungen als gedacht.
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