Gedanken zur Jahreslosung 2024 von Matthias Ristau
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe
1. Korinther 16,14 (E) – Jahreslosung 2024
Was für ein Jahr lassen wir hinter uns… für jeden persönlich mag es sehr unterschiedlich gewesen sein, mit Höhen und Tiefen. Dazu wird die Welt von mehreren Krisen erschüttert, die sich überlagern. Auswirkungen der Corona Pandemie sind noch zu spüren. Der Krieg gegen die Ukraine geht weiter. Die Klima-Krise macht sich stärker bemerkbar, 2023 ist das wärmste Jahr seit sehr langer Zeit. Und der terroristische Angriff auf Israel am 7. Oktober und der Krieg danach… Hinzu kommen die Angriff der Houthi im Jemen auf die internationale Handelsroute mit Schiffen und Seeleuten aus vielen Ländern.
Da ist sicher Frieden für viele der größte Wunsch für das Neue Jahr.
Die Jahreslosung spricht von der Liebe:
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Ist das ein passendes Motto in so schwierigen Zeiten?
Paulus schreibt diesen Satz am Schluss des Briefes an die Gemeinde in Korinth. Das war eine sehr lebendige Gemeinde mit Menschen aus vielen verschiedenen Kulturen und religiösen Prägungen. Allen war der Glaube an Jesus Christus wichtig, den unter anderen Paulus ihnen vermittelt hatte. Aber es gab schnell Streit, weil es verschiedene Wege gab, diesen Glauben zu leben. Einen wichtigen Teil des Briefes setzt sich Paulus mit denen auseinander, die meinen besonders gut im Glauben zu sein, besonders viel vom Heiligen Geist zu haben.
Und da schon antwortet er darauf mit dem Hohelied der Liebe (1. Kor 13), das mit der Aussage endet: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
Am Ende des Briefes an die Korinther fasst er seine Botschaft nochmal zusammen und sagt: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“
Mich beeindruckt dabei dieses „Alles“! Nicht alles wichtige… nicht alles in der Gemeinde … oder in der Familie, nein: alles, was ihr tut!
Die Liebe soll ein Kompass für alle Bereiche des Lebens sein. Für den Alltag, für Krisen und Höhepunkte, für Familie, Freunde aber auch das Leben „da draußen“. Für Freizeit und Arbeit…
Da denke ich an den Zugbegleiter im wieder mal verspäteten ICE, der inmitten der genervten Fahrgäste die Fassung bewahrt und freundliche Ansagen macht und Leuten hilft.
Aber ich denke auch an die Seeleute von den Philippinen, die auf die Frage, ob sie gerne zur See fahren, antworten: „I sacrifice myself for my family“ – ich opfere mich für meine Familie. Und das ist nicht so negativ gemeint, wie es sich für uns anhört, sondern eher als Aussage: ich mache es aus Liebe.
„I sacrifice myself for my family“ – sagen Seeleute von den Philippinen – ich opfere mich für meine Familie. Und das ist nicht so negativ gemeint, wie es sich für uns anhört, sondern eher als Aussage: ich mache es aus Liebe.
Und ich denke an das Motto für das Jubiläumsjahr 175 Jahre Diakonie: #ausLiebe. Aus Liebe engagieren sich viele in der Diakonie für Menschen, die das brauchen. Auch in der Deutschen Seemannsmission, die ja Teil der Diakonie ist. Hunderte Ehrenamtliche, über 30 Freiwillige im FSJ, BFD und IJFD und viele Hauptamtliche Mitarbeitende sind für die Seeleute da.
Oft voller Freude, denn wir erfahren viel Dank von den Seeleuten. Aber manches Mal auch fast resigniert oder wütend, wenn wir erleben, wo die Würde der Seeleute nicht zählt, wo sie übersehen oder schlecht behandelt werden. Nach der Pandemie haben viele Reedereien gemerkt, dass sie etwas für ihr Personal an Bord tun müssen. Sie haben für Internet und bessere Bedingungen gesorgt. Doch zugleich zeigt der Seafarers Happiness Index, eine regelmäßige Umfrage zur Zufriedenheit der Seeleute seit Anfang 2023 immer nur nach unten. Mehr Infos dazu hier: Happiness Index
Vermehrt Mängel an Bord
Es werden vermehrt Mängel genannt wie unzureichende Versorgung mit Wasser und Essen an Bord. Und es gibt weiterhin Einschränkungen beim für die Seeleute so wichtigen Landgang. Dabei ist es oft schwer zu wissen, an wem es liegt. Ist es der Hafenstaat, die Behörden im Hafen, der Betreiber des Terminals, die Reederei, die Agenturen…? Das müsste eigentlich egal sein, alle müssten sich für die Grundrechte der Seeleute einsetzen.
Silberstreifen am Horizont: Menschenrechte in der Lieferkette
Immerhin ist es ein Silberstreif am Horizont, dass Firmen und Investoren jetzt verstärkt nach den Menschenrechten in der Lieferkette fragen. Da ist es letztlich egal, wer verantwortlich ist: alle müssen sich dafür einsetzen, dass Menschenrechte der Seeleute nicht verletzt werden. Es gilt nicht mehr, die Verantwortung weiter zu schieben. Jeder muss sagen: die Seeleute dürfen nicht an Bord eingesperrt sein. Auch für das Handeln in Wirtschaft und Politik gilt der Satz des Paulus.
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Das verstehe ich als eine hilfreiche Grundorientierung für den Weg durchs Leben im Neuen Jahr. Nicht, dass damit alles immer nur gut ist, immer Friede, Freude usw. Streit wird es geben, und es bleibt auch wichtig für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung zu streiten. Gerade aus Liebe. Aber auch in Liebe.
Ich wünsche allen ein gesegnetes Neues Jahr!
Ihr und Euer