Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.
Diese Verse aus dem alten Lied kennen viele. Es ist ein Lied für den Advent, die Zeit vor Weihnachten. Advent heißt Ankunft und die Zeit im Advent ist Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft. Die Ankunft des Kindes, dessen Geburt wir in der Heiligen Nacht feiern.
Der Text des Liedes kommt aus dem Psalm 24. Gleich nach dem berühmten Psalm 23 (Der Herr ist mein Hirte) steht er im Buch der Psalmen in der Bibel. Dort heißt es:
„Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch“ (Ps 24,7). Dieser Text wird seit Jahrhunderten am 1. Sonntag im Advent gelesen.
In diesem Jahr ist der Advent besonders kurz, weil der 24.12. ein Sonntag ist und damit der 4. Advent.
Und für manche ist die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten eine unruhige Zeit, zu schnell und mit viel Stress. So viel muss in kurzer Zeit erledigt werden, um das Fest schön feiern zu können.
Zugleich ist es für viele eine Zeit mit mehr Stress bei der Arbeit, in Läden und bei Paketzustellern etwa.
Seeleute sind schon viel länger als die Wochen im Advent unterwegs, um Weihnachten vorzubereiten. Sie transportieren das, was die Menschen rund um den Globus für das Fest brauchen. Dabei sind sie in der Adventszeit nur mal kurz in Häfen und zum Fest selten zu Hause. Da ist wenig Raum sich selbst aufs Fest vorzubereiten.
Doch, wenn sie in dieser Zeit Landgang bekommen, dann leuchten die Augen, sie freuen sich, wenn der Seemannsclub festlich dekoriert ist. Wenn es Geschenke von der Seemannsmission gibt, oft lange vorm Fest, weil sie dann ja auf See sind, und sie sehen: da denken Menschen an uns. Oder wenn wie in Duisburg Posaunen auf dem Kirchenboot vorbeifahren und weihnachtliche Musik spielen. Oder wenn es selbstgebackene Weihnachtsplätzchen gibt, extra für sie.
„Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch“ –
darin steckt für mich aber auch die Aufforderung, den Seeleuten in dieser Zeit Landgang möglich zu machen. Sie brauchen es. Mal runter vom Schiff. Was anderes sehen. Gerade in dieser Zeit. Wenigstens im Seemannsclub. Mit viel Glück sogar mal in die Stadt auf den Weihnachtsmarkt, wenn sie hier in unsren Breiten sind. Da kann es nicht sein, wenn in großen europäischen Häfen Terminals jetzt schon ankündigen, dass zu Weihnachten alles zu ist. Alle Türen zu, alle Tore dicht. Gerade zum Fest. Und die Seeleute auf dem Schiff am Kai können nicht runter und wir nicht zu ihnen.
Advent ist Zeit der Sehnsucht. Das spüren wir. Es duftet besonders, es klingt besonders, es schmeckt nach Weihnachtszeit. Und dies weckt in uns Erinnerungen an frühere Zeiten und zugleich die Sehnsucht nach einer heilen Welt. Und nach Frieden und Gerechtigkeit. Diese Sehnsucht brauchen wir gerade jetzt in dieser Welt. Und die Seeleute sehnen sich, fair und als Menschen behandelt zu werden. Überall.
Macht hoch die Tür – gönnen Sie sich Momente des Innehaltens und des Sich-Öffnens in dieser Zeit. Und denken Sie mal an die, die für uns unterwegs sind auf See und in fremden Häfen.
Eine gesegnete Adventszeit wünsche ich Ihnen
Ihr Matthias Ristau, Generalsekretär und Seemannspastor