Kurze Adventszeit mit mehr Stress? Gedanken zum dritten Advent
„Ich war‘s nicht!“ ist schnell zu hören, wenn etwas kaputt gegangen ist. Aber es muss doch jemand gewesen sein… Gut, wenn man es dann auf das Haustier schieben kann.
Es scheint so, als ob gerade im Advent und zu Weihnachten viel kaputt geht. Das kann mehrere Gründe haben: zum einen ist vieles an Weihnachtsdekoration leicht zerbrechlich, wie die Glaskugeln am Weihnachtsbaum. Oder die kleinen Figuren aus dem Erzgebirge. Oder das Selbstgebastelte.
Zum anderen ist es eine Zeit, in der wir auch sehr „zerbrechlich“ sind. Eine Zeit voller Gefühle und Kontraste. War es nicht früher schöner? Warum ist es jetzt so viel Weihnachtsstress? Es kann auch daran liegen, dass es 2023 eine besonders kurze Adventszeit ist. Und dass wir in sehr unruhigen Zeiten leben, wo der Krieg in der Ukraine und der Überfall auf Israel und der Krieg in Gaza uns näher kommen als andere Konflikte. Bis hin in Freundschaften und Familien sind wir zerrissen. Das geht an die Nerven. Und dann ist Advent.
Da mitten drin sollen wir uns vorbereiten auf Weihnachten. Da ist es klar, dass wir unruhig sind. Da kann dann mal etwas kaputt gehen. Und wenn wir schon nervös sind, ärgern wir uns dann noch viel mehr. Und dann noch Streit darüber.. Spätestens dann ist es Zeit, innezuhalten und zu sich selbst zu sagen: Stopp! Auch das gehört in diese Zeit, aber davon lass ich sie mir nicht kaputt machen. Ich mache mir die Zeit dennoch schön. Gerade weil nicht nur viele Dinge zerbrechlich sind, und diese Zeit zerbrechlich ist. So wie wir auch. Deshalb brauchen wir das Schöne gerade inmitten dieser Welt. All das, was zum Advent gehört, stößt Gefühle in uns an, weil es viele Sinne berührt: die Melodien und Texte der alten Lieder, die Gerüche vom Weihnachtsmarkt und zu Hause, der besondere Geschmack der Plätzchen. Dazu kommt die Sehnsucht nach vergangenen Zeiten, aber auch nach dem Zauber dieser Zeit. Und darin steckt viel von dem, was wirklich wichtig ist.
Seeleute sind von vielem, was diese Zeit ausmacht, weit weg. Wenn es gut läuft an Bord, gibt es wenigstens ein paar weihnachtliche Süßigkeiten und schönes Essen zum Fest.
Bei Paaren gibt es ja manchmal Konflikte zum Fest, welche Familientraditionen sich durchsetzen, bei der Gestaltung und vor allem beim Essen. Bei den einen gehört Gans dazu, bei der anderen Familie Karpfen.
Nun stellen Sie sich das auf einem Schiff vor mit fünf oder sogar acht verschiedenen Kulturen an Bord. Da ist es für den Koch nicht einfach etwas für alle zu finden. Und nicht nur beim Essen, auch bei der Dekoration muss viel improvisiert werden.
In den Häfen kommen wir von der Deutschen Seemannsmission oder den anderen Seemannsmissionen an Bord und bringen noch ein paar kleine Geschenke. Einmal ist es ein Danke für die Seeleute und ein Zeichen, da hat jemand an mich gedacht.
Und genau das ist Weihnachten: ein kleines Licht in der Dunkelheit, ein kleines Zeichen der Hoffnung auf eine bessere Welt, auf Frieden und Gerechtigkeit.
Deshalb: auch wenn etwas kaputt geht oder es mal Streit gibt, nehmen Sie das als Grund für einen Stopp. Ein Innehalten und ein Achten auf etwas, das Licht bringt in dieser Zeit.
Das kann Kraft geben.
Eine gesegnete Adventszeit weiterhin, wünsche ich Ihnen.
Ihr Matthias Ristau
Siehe auch unsere Seite Weihnachten für Seeleute