Bremerhaven/Hamburg. Nach Reparaturen in der Werft in Bremerhaven kehrte die MS Maud kürzlich zurück in den Dienst. Das Expeditionsschiff war kurz vor Weihnachten vor Dänemark in den Orkan Pia geraten. Durch den starken Wellengang wurde ein Brückenfenster zerstört und Wasser drang ins Innere des Schiffes ein, wodurch die Navigations- und Radarsysteme ausfielen. Das Schiff erreichte aus eigener Kraft, in Begleitung von zwei Schleppern, Bremerhaven.Schon auf dem Weg nach Bremerhaven, bat die Reederei HX Hurtigruten Expeditions die Deutsche Seemannsmission, die Besatzung psychosozial zu unterstützen.
„Die psychische Gesundheit der Besatzungsmitglieder ist elementar wichtig und hat bei HX einen hohen Stellenwert“, so Arne Karstens von HX Hurtigruten Expeditions.
Nach diesem aufwühlenden Ereignis kam das Team der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) der Deutschen Seemannsmission an Bord. Die professionellen Fachkräfte sind in Traumaprävention ausgebildet. Sie sprechen mit Crewmitgliedern beispielsweise nach einem schweren Unfall, Todesfall oder Suizid. Die Seeleute reflektierten mit den Notfallseelsorgern das belastende Ereignis, um mögliche psychischen Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel posttraumatische Belastungsstörungen zu verhindern.
Am Heiligabend wurden erste unterstützende Gespräche auf der Maud geführt. Es folgten 130 Einzelgespräche mit allen Crewmitgliedern, die mithilfe des bordeigenen Krankenhauspersonals organisiert wurden. Viele der Seeleute zeigten akute Stressreaktionen, manche waren sehr angespannt und viele konnten zunächst nicht gut schlafen. „Alles normale Reaktionen in Hinblick auf das extreme Ereignis“, sagt Dirk Obermann, PSNV-Koordinator der Deutschen Seemannsmission.
Iain McNeill, Chief Operating Officer von HX, ergänzt: „Als wir über die Weihnachtsfeiertage von dem Zwischenfall an Bord eines unserer Exeditionsschiffe erfahren haben, standen Dirk Obermann und die Deutsche Seemannsmission bereit, um unsere Besatzung umgehend zu unterstützen. Ihre Hilfe war für unser Team an Bord von großem Wert und wir waren von ihrem proaktiven Ansatz, ihrer Professionalität und der herzlichen Fürsorge sehr beeindruckt.“
In der Stabsstelle PSNV-Koordination laufen die Fäden der Deutschen Seemannsmission im Bereich der individuellen Krisenintervention und psychosozialer Hilfen zusammen, um diese mit Reedereien, betroffenen Seeleuten und gegebenenfalls dem Havariekommando abzusprechen. Obermann koordiniert Anfragen, Einsätze und ein Team von 40 ausgebildeten psychosozialen Fachkräften, die die Crew unterstützen, psychische Belastungen zu bewältigen.
Krisenintervention der Deutschen Seemannsmission umfasst unter anderem auch die Unterstützung der religiösen Bedürfnisse der Menschen an Bord. Segen, Gebete und Gottesdienste können den Seeleuten, insbesondere nach sehr stark belastenden Ereignissen, ein Stück Sicherheit und Geborgenheit zurückgeben.