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Schifffahrt international

Wie abgeschnitten - wegen Corona kommen Schiffs-Crews kaum noch von Bord

epd / Dieter Sell. Mehr als 90 Prozent aller Güter werden über die Weltmeere geliefert. Jetzt, im globalen Corona-Shutdown, wird die Schifffahrt noch mehr als bisher zum zentralen Glied in der Logistik-Kette. Und mit ihr die Seeleute - unter erschwerten Bedingungen. Seemannsdiakonin Christine Freytag muss sehr flexibel sein.

Shampoo, Duschgel, Handseife, Zahnbürsten und Süßigkeiten, alles exakt aufgelistet mit Produktnamen, Gramm, Milliliter und Mengenangabe: Der Kapitän eines großen Containerschiffs in Bremerhaven hat Seemannsdiakonin Christine Freytag eine detaillierte Einkaufsliste zugeschickt. Damit arbeitet sie sich nun durch einen Supermarkt und kauft für die Besatzung ein, die in der Corona-Krise einfach nicht mehr vom Schiff kommt.

Gefangen an Bord: War es in der Vergangenheit aufgrund von Sicherheitsbestimmungen und kurzen Liegezeiten für die Crews von Handelsschiffen schon nicht einfach, länger an Land zu gehen, ist es in Zeiten der Pandemie oft nahezu unmöglich. Die Angst vor Ansteckung ist groß. Als Freytag etwas später die Gangway zum Schiff erklimmt und ihren Einkauf überreicht, ist der zweite Offizier deshalb erleichtert. Sie seien nirgendwo mehr an Land gekommen, und jetzt fehle ihnen alles Mögliche an Bord, berichtet er. Nicht mal "Sunny" - der Versandhandel für Seeleute - arbeite noch.

Aber wo sollten die Männer auch hingehen, wenn sie vom Schiff runterkommen? Die meisten Clubs der Seemannsmission, beliebte Anlaufpunkte, um mal zu entspannen, sind geschlossen - Infektionsgefahr. Die Situation sei weltweit ähnlich, Einkäufe seien selten möglich, schildert Christoph Ernst, Generalsekretär der Deutschen Seemannsmission (DSM) mit Sitz in Hamburg.

"Wie ein Eisberg"

Dazu kommt: Abgelöst wird derzeit niemand. "Es gelten Einreiseverbote, Flugverbindungen sind gestrichen", beschreibt Freytag die Lage. Corona sei "wie ein Eisberg", bringt es ihre Kollegin Anke Wibel im Hamburger Seemannsclub "Duckdalben" auf den Punkt. "Crew-Wechsel sind im Moment kaum möglich", bestätigt der Präsident des Verbandes Deutscher Reeder, Alfred Hartmann aus Leer. Nach Monaten an Bord rücke das Wiedersehen mit Heimat und Familie in weite Ferne. Das sei für die Seeleute nicht einfach zu verkraften, sagt Diakonin und Seelsorgerin Freytag.

Es trifft eine Berufsgruppe, die DSM-Generalsekretär Ernst als "absolut systemrelevant" beschreibt, schon immer und gerade jetzt im weltweiten Corona-Shutdown: "Mehr als 90 Prozent aller Güter kommen über die Meere." Reeder Hartmann verdeutlicht, Seeleute sorgten dafür, dass in Deutschland, in Europa und anderswo Güter aller Art die Häfen erreichten, "dass die Regale im Supermarkt gefüllt sind und dass Medikamente und Schutzkleidung zu uns kommen. Ohne Schifffahrt, ohne Seeleute kein Handel, kein Nachschub, keine Versorgung".

Die Seeleute hätten jetzt eine besondere Rolle im globalen Kampf gegen das Coronavirus, denn sie seien "die DNA der Welt-Gesellschaft", meint die Hamburgerin Anke Wibel. In dieser Situation sorgen Organisationen wie die DSM mit ihren 16 Inlands- und 14 Auslandsstationen dafür, dass der Draht zur Außenwelt nicht abreißt. Sie organisieren in vielen Häfen einen Telefon- und Lieferservice, bringen Hygiene-Artikel, die immer beliebte Schokolade und vor allem Telefonkarten, mit denen die Seeleute eine Verbindung mit ihren Familien aufrecht erhalten können.
Nur kurzer Small Talk an der Gangway

Doch längere seelsorgerliche Gespräche gibt es nicht mehr, ein Besuch in den Räumen an Bord bleibt der Seemannsmission jetzt in der Regel verwehrt, weil die Kapitäne Angst vor Infektionen haben. Es bleibt notgedrungen beim kurzen Small Talk an der Gangway, natürlich mit dem gebotenen Sicherheitsabstand.

Deshalb hat die DSM gerade eine Chat-Seelsorge gestartet, weltweit unter der Internet-Adresse https://dsm.care erreichbar. "Alles verschlüsselt und sicher, von frühmorgens bis spätabends besetzt", erläutert Mitinitiator Matthias Ristau. Der Hamburger Seemannspastor weiß, dass gerade jetzt vielen Menschen auf den Schiffen ein Gespräch auf der Seele brennt, dass sie sich in der Pandemie um ihre Familien zu Hause sorgen.

"Die Leute an Bord fühlen sich wie abgeschnitten", hat Diakonin Freytag erfahren. Sie ist jetzt nur noch mit Mund-Nase-Schutz unterwegs, denn ihr ist klar, dass sie selbst ein zusätzliches Infektionsrisiko für die Seeleute ist. "Die Angst, diejenige zu sein, die am Ende nachweislich die Besatzungen von mehreren Seeschiffen infiziert hat, begleitet mich in diesen Tagen auf Schritt und Tritt", meint sei, sagt aber auch: "Gleichzeitig spüre ich gerade jetzt besonders deutlich, wie sehr Seeleute uns und unsere Arbeit brauchen."

Text: epd / Dieter Sell
 

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